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These 3: Computer stören bei der Arbeit

Es gehört wohl zur Grundregel einer guten Zusammenarbeit, dass ein gegenseitiges Stören eher auf die unbedingt notwendigen Fälle zu begrenzen ist. Einen konzentrierten Menschen aus seiner Arbeit herauszureißen, ist eine der Hauptursachen für Stress, Ineffizienz und Unzufriedenheit im Arbeitsalltag. Computer neigen dazu, diese Grundregel völlig zu ignorieren und auf den Arbeitsfluss des Menschen keine Rücksicht zu nehmen. Meldungen des Computers werden unreflektiert im Augenblick ihres Aufkommens an die Oberfläche gespült. Arbeitsunterbrechungen durch den Computer sind keine Ausnahme, sondern die Regel.

Dabei wäre es eigentlich so einfach. Gerade der Computer als Arbeitsgerät kann die Aktivität des ihn Nutzenden unmittelbar erkennen. Wenn ein Mensch gerade ein Text in einer Textverarbeitung schreibt, dann ist das freudige Ereignis, dass gerade ein Update gefunden wurde, oder ein E-Mail soeben eingetroffen ist, oder die Lizenz des Virenschutzes in 14 Tagen abläuft, oder der Toner für den Drucker zuneige geht und gleich ein neuer beim Hersteller bestellt werden sollte, nur lästig und störend.

Das gleiche gilt für den Startvorgang des Computers. Es sollte eigentlich nicht verwunderlich sein, dass ein Mensch einen Computer in der Absicht einschaltet, mit diesem dann gleich eine Aufgabe erledigen zu wollen. Unglaubliche Anstrengungen wurden in den letzten Jahren von den Produzenten der Betriebssysteme unternommen, die Startzeit eines Computers zu verkürzen, weil genau diese Startzeit für die meisten Menschen eine unangenehme Wartezeit bedeutet. Nach dem Startvorgang des Computer, ob verkürzt oder nicht, halten sich aber dann viele Programme selbst für so wichtig, dass über Aktualisierungen, erfolgreiche Startvorgänge, Probleme und Werbung berichten. Diese Meldungen waren ganz sicher nicht der Grund, warum ein Mensch den Computer eingeschaltet hatte.

Dazu kommt, dass es grundsätzlich wichtige und dringende Dinge auf dieser Welt gibt. Leider sind meistens die dringenden nicht unbedingt wichtig und die wichtigen oftmals nicht dringend. Wichtig und dringend liegt zudem immer in den Augen des Betrachtenden. Nicht beim Computer. Hier ist alles immer wichtig und dringend.

Es gibt zumindest drei verschiedene Perspektiven in diesem Zusammenhang. Die Anliegen des technischen Computersystems, das seine Funktionstüchtigkeit aufrechterhalten soll. Die Augen der Produzenten der Hard- und Software, die zumeist wirtschaftliche Perspektiven verfolgen und die des den Computer nutzenden Menschen, der den Computer als Werkzeug erworben hat und damit seine eigenen Interessen verfolgen will. Der letztgenannten Sicht hat sich alles andere unterzuordnen und an dieser muss sich jede in den Vordergrund drängende Meldung, Verzögerung und Unterbrechung messen. Wichtiges muss von Dringendem unterschieden werden und für den Menschen adäquate Informationsmechanismen geschaffen werden, die nur dann aktiv werden, wenn ein Mensch in seinem Arbeitsfluss nicht behindert wird. Andernfalls stören Computer weiterhin bei der Arbeit.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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