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These 13: Speichern ist Aufgabe des Computers

Hart ausgedrückt, könnte fast von einem kollektiven, paranoiden Verhalten gesprochen werden, das Menschen an den Tag legen, wenn sie einen Computer benutzen. Alle paar Augenblicke wird die Arbeit gespeichert, es könnte ja jederzeit passieren, dass sie verloren geht. Schnell das in Sicherheit bringen, was bisher mühsam erarbeitet wurde. Nur zu oft wurde die unangenehme Erfahrung gemacht, dass viel Mühe und Zeit umsonst investiert wurden. Die Tastenkombination oder der Mausklick zum Speichern ist bei vielen schon zum ständigen Begleiter, fast zum Automatismus, geworden.

Die explizite Funktion des Speicherns wäre aber dabei durchaus zu hinterfragen. Vermutlich würde zuerst einmal Panik ausbrechen, wenn den Menschen jetzt der Speicherknopf weggenommen wird, aber im Grunde ist es aus der Sicht der Tätigkeiten der Menschen hochinteressant, dass ein solcher eigentlich überhaupt existiert. Der Vorgang wäre eigentlich umgekehrt viel tauglicher. Wenn etwas absolut nicht zu gebrauchen ist und ein Speichern keinesfalls erwünscht ist, dann erst sollte eine Handlung notwendig sein. Eine Art Wegwerfen also. Der Normalfall sollte die Persistierung der Arbeit sein. Jedes Papierblatt ist hier besser und verhält sich dagegen vertrauenswürdig. Wenn etwas auf ein Blatt geschrieben wird, bleibt das auf dem Blatt dauerhaft, bis dieses explizit in den Papierkorb geworfen wird. Es kann doch nicht die Standardausrichtung sein, die harte Arbeit von Menschen wegzuwerfen und die Bitte diese Aufzuheben dauernd einzufordern. Das ist doch im Grunde eine Geringschätzung der Arbeit. Und nebenbei ist der ständige Speichervorgang eine permanente Ablenkung und Zeitverschwendung.

In Zeiten wie diesen kann der zur Verfügung stehende Speicherplatz kein Argument mehr sein. Eine Selektion, was aufgehoben werden darf und was nicht, ist bei den heutigen Speicherkosten eine untergeordnete Frage geworden. Natürlich gibt es noch Bereich, die gewaltige Speicherkapazitäten benötigen – biochemische Analysen, Videoschnitt, etc. –, aber beim durchschnittlichen Arbeitsplatz wird die zur Verfügung stehende Speicherkapazität nicht mehr mit eigener Arbeit zu füllen sein. Das zusätzliche Aufbewahren des Werdeganges, also der Historie, einer Arbeit schützt vor dem gefürchteten Überschreiben. Notfalls wird auf einen früheren Stand der Arbeit zurückgegriffen.

Speichern ist Aufgabe des Computers. Menschen müssen darauf vertrauen können, dass jede Handlung, die sie setzen, nicht potentiell umsonst war. Das Abwälzen der Speicherfunktion in den Verantwortungsbereich der Menschen, ist ein Verkennen der sinnvollen Aufgabenteilung. Menschen wollen sich mit ihrer Arbeit geschäftigen und nicht mit dem Speichern.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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