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These 15: Verbote und Gebote müssen beseitigt werden

Ein Computer bringt eine recht beachtliche Anzahl an Geboten und Verboten mit, die Menschen tunlichst zu befolgen haben. Anders als bei anderen Geräten, handelt es sich bei diesen Geboten und Verboten jedoch nicht um sinnvolle, mehr oder weniger offensichtliche, Maßnahmen zum Schutz von Leib und Leben, sondern um ein Wirrwarr von stupid auszuführenden Handlungen, deren Sinn sich oftmals für die nicht in die Technik Eingeweihten verschließt.

Der Versuch eine Liste solcher Gebote und Verbote zu erstellen, wäre eine lohnenswerte Aufgabe. Mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, könnte dann für jeden Eintrag auf dieser Liste eine Maßnahme getroffen werden, die das jeweilige Gebot oder Verbot aufheben würde.

Ein USB-Stick muss vor dem Abstecken zuerst am Computer ausgeworfen werden. Wenn die dazu notwendige Funktion gefunden werden konnte, wird zwar nichts sichtbar ausgeworfen, aber der Computer meldet, ob der USB-Stick in Folge entfernt werden darf. Sollte dies nicht gemacht werden, droht Datenverlust oder der USB-Anschluss könnte beschädigt werden. In Anbetracht solcher Gefahren ist der USB-Stick zu arretieren, um Mensch und Maschine zu Schützen. Ein kleiner Knopf zum Freigeben direkt beim USB-Stecker würde viel Suchen und Unklarheiten vermeiden.

Ein Computer darf keinesfalls einfach abgeschaltet werden. Wieder droht Datenverlust oder Beschädigung. Abgesehen von der Frage, ob Computersysteme nicht auch anders konstruiert werden könnten, wird ein Stromausfall zum Damoklesschwert. Ein kleiner Akku als Energiereserve, der zumindest eine ordnungsgemäße Abschaltung sicherstellen würde, ließe dem Menschen die Freiheit, sogar über Stecker stolpern zu dürfen.

Haben Computer einen eingebauten Akku, wie z.B. ein Notebook, dann folgt das nächste Gebot. Ein Akku muss von Zeit zu Zeit verwendet werden. Ständig ans Stromnetz angeschlossene Notebooks führen zu einer verringerten Lebenserwartung der eingebauten Akkus. Elektrochemische Ursachen begründen dies. Warum ein ans Stromnetz angeschlossenes Notebook nicht selbst von Zeit zu Zeit den Akku verwendet, bleibt unbeantwortet.

So reihen sich technisches Gebot um Gebot und Verbot um Verbot in den Alltag. Bestimmte Dateien und Verzeichnisse dürfen nicht gelöscht werden. Nur bestimmte Dateiformate sollen an E-Mails angehängt werden. Bestimmte E-Mailanhänge dürfen aber wiederum keinesfalls geöffnet werden. E-Mails können nur bis zu einer maximalen Größe abgesendet werden. Nach einer Aktualisierung muss der Computer neu gestartet werden. Passwörter sollen ständig gewechselt werden und erfordern eine Mindestlänge bzw. -komplexität. Und die primäre Problemlösung ist ein Ab- und wieder Anschalten der Geräte.

Menschen werden mit einer Vielzahl von Regeln belastet, die für sie schwer greifbar sind und ein Gefühl der undurchschaubaren Komplexität hinterlassen. Die Belastung mit Dingen die der Technik wegen unbedingt zu tun sind, oder eben keinesfalls zu tun sind, muss deutlich reduziert werden. Am besten wäre es, technische Gebote und Verbote gänzlich zu beseitigen.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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