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These 21: Eintönigkeit ist nicht interpretierbar

Die Kommentare und Meldungen, die Computern den sie bedienenden Menschen zumuten, sind von einer solchen Eintönigkeit geprägt, dass deren tatsächliche Tragweite, Wichtigkeit oder Dringlichkeit im Allgemeinen nicht zu deuten ist.

Dem Veranlassen der Installation einer komplett neuen Betriebsystemversion wird mit der gleichen nüchternen, kurzen Nachfrage über die Gewissheit der Absicht entgegnet, wie beim Löschen eines kleines Textdokumentes. Die Relevanz dieser beiden Aktionen, sind aber sicherlich gänzlich verschieden anzusehen. Eine solche Nachfrage verhindert möglicherweise tatsächlich ein unbeabsichtigtes Ausführen. Eine Verunsicherung kann jedoch genauso herbeigeführt werden. Mit der Konsequenz einer Handlung wird der Mensch im Unklaren gelassen.

Aktualisierungen strömen nahezu täglich auf einen Computer ein. Manche Aktualisierungen haben eine hohe Dringlichkeit, da sie kritische Sachverhalte korrigieren. Hier sollte kein großer Spielraum für das Zeitfenster der Durchführung einer solchen Aktualisierung gegeben sein, um größere Schäden abzuwenden. Andere Aktualisierungen sind reine Ergänzungen und in den Bereich der unkritischen Softwarepflege angesiedelt. Solche Aktualisierungen sind nicht dringend und müssen nicht unmittelbar bei deren Verfügbarkeit zur Anzeige gebracht werden und damit einen Menschen bei seiner Tätigkeit unterbrechen. Diese könnten in einem regelmäßigen Wartungszyklus mit einer genauen Beschreibung der Erweiterungen zur Beurteilung angeboten werden. Ein Wartungszyklus hätte den Vorteil, dass sich ein Mensch bewusst Zeit für eine Wartung nimmt und damit keine spontanen Unterbrechungen im Arbeitsfluss auftreten.

Gravierend verunsichernd wirkt bei den eintönigen Meldungen eines Computers außerdem, dass oftmals unklar ist, in welchem Bereich die Ursache für eine Meldung anzusiedeln ist. Bei Fehlermeldungen ist häufig unklar, ob ein Fehlerverhalten des Menschen zu dieser Situation geführt hat, oder ob ein Softwareproblem vorliegt. Es könnte auch ein anderes System, eine Komponente oder eine andere Software die Ausführung einer Aktion beeinflussen. Die stupide Meldung, dass eine Handlung nicht abgeschlossen werden konnte, ist so nicht interpretierbar.

Menschen könnten Meldungen des Computers aufgrund ihrer Eintönigkeit und einer fehlenden Information über Ursache und Konsequenz nicht beurteilen. Computer machen keinen Unterschied zwischen wirklich wichtigen bzw. dringlichen Anliegen, die möglicherweise auch ein Unterbrechen des Menschen rechtfertigen, und allgemeinen, mehr oder weniger informativen Hinweisen. Durch diese Monotonie entsteht Unsicherheit, da potentiell eine große Tragweite hinter jeder Meldung vermutet wird. Computer müssen die Bedeutsamkeit einer Meldung aufzeigen und Unbedeutendes vom menschlichen Arbeitsfluss fernhalten.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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