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These 20: Kommunikation muss einen Wert erhalten

Es gab eine Zeit, da waren Telefongespräche eine teure Angelegenheit. Briefe wurden handschriftlich geschrieben und neben der Briefmarke als Beförderungsentgelt, unterstrich das gewählte Briefpapier den Wert eine Nachricht. Nostalgie soll jedoch nicht der aufzuzeigende Gedanke hinter dieser These sein. Eher das Gegenteil ist der Fall. Die Sprachqualität der Telefongeräte hat, zumindest bei gutem Empfang, deutlich zugenommen und die Gesprächsinhalte sollten unabhängig vom Entgelt für ein Telefongespräch zu sehen sein. Briefe werden wie eh und je befördert und nichts steht heute im Wege, kalligraphische Kunstwerke auf edles Briefpapier zu setzen.

Und dennoch wird niemand leugnen, dass sich Kommunikation heute durch die neuen, kosteneffizienten Möglichkeiten, gänzlich anders darstellt. Das Kommunikationsvolumen ist so stark angewachsen, dass sich Kommunikation teilweise von der Freude weg, zur Plage gewandelt hat. Ein zutiefst menschliches Grundbedürfnis ist gesättigt und übersättigt worden.

Auf der einen Seite ist der Anteil von Wegwerfmitteilungen regelrecht explodiert. Bei dieser Form der Nachrichten handelt es sich um tendenziell kurze Mitteilungen, die im Dauerfeuer um Aufmerksamkeit buhlen, aber nur eine sehr kurze Relevanz haben, oder sogar gänzlich unerwünscht sind. Sie stellen damit eine ständige Ablenkung dar und führen in ihrer Masse und den laufenden Unterbrechungen zum Gefühl der Überforderung.

Auf der anderen Seite wurde Kommunikation durch die technisch unterstützte Leichtgängigkeit immer weniger zielgerichtet und spontaner. Die Schwelle der zugedachten Informationsrelevanz verringert sich kontinuierlich. So wird der Personenkreis, dem eine Mitteilung übermittelt wird, stetig erweitert. Besser zu viele informieren, als zu wenig, ist die neue Maxime. Kommunikation findet so tendenziell häufiger statt, ist informationsärmer, qualitativ niedriger und schneller, im Sinne von unüberlegter und kurzentschlossener.

Es ist daher zu überlegen, ob nicht einem Kommunikationsvorgang bewusst ein expliziter Wert zugeschrieben werden sollte, um diesen Aspekten entgegenzuwirken und die Kommunikation auf ein für Menschen wertvolles Maß zurückzuführen. Analog zur Briefmarke könnte durch die Einführung einer Wertrepräsentation im digitalen Bereich neue Rahmenbedingungen geschaffen werden. An eine direkte monetären Dimension ist jedoch hierbei nicht zu denken. Diese würde keinesfalls angenommen werden, wäre auch sicherlich nicht wünschenswert und niemand wäre hoffentlich bereit, die Errungenschaften und Freiheiten der digitalen Welt durch künstliche Preise wieder aufzugeben. An welche Institution sollte auch eine Gebühr zu zahlen sein? Sicherlich würden sich viele gerne anbieten!

Ein Wert muss stattdessen im Bereich der technischen oder menschlichen Dimension angesiedelt werden. Technisch könnte im Gegenzug zur Mitteilungsübermittlung Rechenkraft abverlangt werden. Menschlich wäre eine Wartezeit denkbar. Beides könnte unerheblich bei der Übermittlung von einer oder weniger Mitteilungen sein, aber deutlich ins Gewicht fallen, wenn eine Vielzahl von Mitteilungen übermittelt werden. Unerwünschte Werbebotschaften in unüberschaubarer Anzahl auszusenden, wäre dann ein teures Unterfangen.

Mitteilungen sollten indirekt mit Rechenkraft oder Lebens- bzw. Arbeitszeit bezahlt werden. Beides würde den Mitteilungen wieder zu einem Wert verhelfen und sie wieder zu dem Stellenwert bringen, den sie haben sollten. Kommunikation ist ein Grundbedürfnis des Menschen und auch zentral unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Als solche sollte sie einen Wert zugewiesen bekommen, damit sie diese Bedürfnisse abdeckt, ohne zur Plage zu werden.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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