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These 23: Eine Werkstätte muss greifbar sein

Bei all den vielen Schwachstellen und Kritikpunkten, die durchaus zurecht bei einem Computersystem zu bemerken sind, muss jedoch unbedingt ebenfalls gesehen werden, was für eine phantastische Technologie hier geschaffen wurde. Mittlerweile arbeiten in den Mikroprozessoren hunderte Millionen Transistoren auf wenigen Quadratmillimetern Hand in Hand, schalten im Nanosekundenbereich und führen so Programme aus, die ebenfalls aus Millionen, oder gar Milliarden Befehlen bestehen. Die Programme arbeiten parallel und oftmals stark zusammen, tauschen untereinander Daten aus und teilen sich gemeinsame die Ressourcen des Computers. Im Ganzen betrachtet ist ein Computer sicherlich die technologisch komplexeste Maschine, die je von Menschenhand geschaffen wurde. Dass so ein Mechanismus mit all seinen Milliarden Einzelteilen, die nahtlos ineinandergreifen müssen, auch einmal außer Tritt kommt, darf eigentlich nicht besonders verwundern.

Alle Maschinen brauchen von Zeit zu Zeit Wartung, Pflege und Service, sonst wird deren Lebensdauer stark verringert werden und die Funktionstüchtigkeit darunter leiden. Sollte einmal etwas gänzlich vom ordnungsgemäßen Zustand abweichen, kann auch einmal eine Reparatur notwendig sein.

Beim Computer sind aufgrund seiner hohen Komplexität hier jedoch besondere Maßstäbe anzusetzen. Kleinere Probleme, seien diese technologie- oder anwendungsbedingt, stehen fast täglich auf der Tagesordnung. Mittlere Probleme, bei denen einzelne Funktionen nicht wie erwartet ausgeführt werden können, sind ebenfalls durchaus häufige Begleiter. Wirklich große Probleme, die zu Komplettausfällen und weitreichenden Betriebsstörungen führen, sind zum Glück im Regelfall eher selten und vergleichbar mit anderen technischen Geräten.

Insbesondere für die kleinen und mittleren Problembehebung fehlt es ausgesprochen häufig an einer geeigneten ansprechbaren Werkstätte. Dies klingt paradox, ist allerdings leider die Realität. Im betrieblichen Umfeld gibt es zumeist einen internen oder externen Servicebereich für technische Schwierigkeiten. Aufgrund der Vielzahl an Problemen und Fragestellungen ist jedoch die Inanspruchnahme einer solchen Dienstleistung oftmals zu zeit- oder kostenintensiv, sodass viele Menschen dennoch mit ihren, vor allem kleineren, Anliegen alleine bleiben. Im privaten Bereich haben sich externe Dienstleistungen rund um den Computer noch sehr wenig etabliert. Hier stehen zumeist Verwandte, Freunde und Bekannte mit Rat und Tat zur Seite.

Service- und Reparaturdienstleistungen sind ein schwieriges Thema bei Computern. Werden diese ins Spiel gebracht, stellt sich das Bild der Kostenwahrheit des Betriebs eines Computers komplett anders dar, als es so gerne in der tobenden Preisschlacht beim Verkauf eines Computers gezeichnet wird. Tatsache ist, dass der Preis eines Computers im Bezug auf das alleinige Gerät in den letzten Jahren auf ein sehr niedriges Niveau gefallen ist. Im schnelllebigen Markt soll ein Computer erschwinglich, Leistungsfähig und leicht zu erneuern sein. Der Verkauf wird daher sehr stark über den Gerätepreis geführt. Wird allerdings die Zeit für Problemlösungen und Serviceleistungen als Betriebskosten mit in die Gesamtkalkulation genommen, schaut die Welt völlig anders aus. Diese Betriebskosten übersteigen bei professionellen Serviceleistungen den Gerätepreis schnell um ein Vielfaches.

Die Folge ist, dass diese Folgekosten für Service- und Problemlösungen unterschätzt werden und daher Gerätewartungen unterbleiben, Problemlösungen frustriert auf eigene Faust unternommen werden, Probleme einfach bestehen bleiben oder Hilfe aus dem privaten Umfeld in Anspruch genommen wird. Aufgrund der Häufigkeit und Komplexität der Probleme können solche privaten Hilfeforderungen zu Überforderungen und Konflikten führen und die Professionalität unterliegt dem jeweils persönlichen Kenntnisstand.

Für die meisten Menschen wäre es ausgesprochen hilfreich, wenn sie mit dem Kauf eines Computers eine mögliche Anlaufstelle für Probleme mit dem Gerät und dessen Wartung angeboten bekämen. Viele fühlen sich nach dem Kauf eines Computers mit all den Schwierigkeiten alleine gelassen. Schon alleine die anzuführenden Stundensätze und Modellrechnungen in solchen Angeboten, ließen die tatsächlichen Betriebskosten greifbar und böse Überraschungen geringer werden. Heute angebotene Serviceverträge beim Kauf eines Computers betreffen zumeist nur das Gerät selbst und umfassen nicht die Software. Menschen wollen eine Werkstätte ihres Vertrauens, eine Anlaufstelle, zu der sie mit all ihren Problemen mit dem Gerät gehen können und die ihnen dann zur Seite steht. Eine solche Anlaufstelle muss stärker mit einem Computer angeboten werden.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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