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These 11: Kontrolle ist keine Hilfe

Computer beschränken sich im Allgemeinen darauf, die Arbeit der Menschen genau zu kontrollieren und tunlichst darauf zu achten, dass jede Eingabe oder Aktivität ihren Vorgaben entspricht. Weicht ein Mensch von diesen Vorgaben nur ein klein wenig ab, wird dieser im Handeln blockiert und in dieser Situation dann zumeist alleine gelassen.

Fehlertoleranz, Unterstützung bei der Eingabe oder gar Hilfe bei einer Korrektur passen nicht in dieses sture Kontrollschema. Die Option, dass es auch korrekte Eingaben abseits der Vorgaben des Computers gibt, also die Möglichkeit besteht, dass sich der Computer und nicht der Mensch irrt, ist nicht vorgesehen. Der Computer bestimmt grundsätzlich, was richtig oder tolerierbar ist und was nicht.

Sofern der Fehler tatsächlich beim Menschen liegt und für diesen auch gut erkennbar ist, mag das manchmal genügen, auch wenn Fehlertoleranz und Unterstützung bei der Korrektur durchaus nicht zu viel verlangt wären. In Zeiten von autonom fahrenden Autos müssen sich Menschen immer noch mit der Sturheit der Computer herumplagen und primitive Eingaben bzw. Aktionen selbst vornehmen. Ein bisschen Alltagsintelligenz im normalen Arbeitsablauf wäre eine großartige Unterstützung.

Was aber wenn ein Fehler nicht beim Menschen liegt, oder dieser den Fehler nicht erkennen kann, oder – noch schlimmer – nicht einmal die erforderliche Eingabe oder Aktion deuten kann? Der Computer wird weiterhin auf der für ihn korrekten Eingabe beharren, den Menschen mit seinem Problem alleine lassen und warten. Und ein Computer kann lange warten. Er hat alle Zeit der Welt.

Der Mensch muss sich selbst Hilfe suchen. Er muss Hürden überwinden, die sich teilweise schon vor unzählbar vielen anderen aufgebaut hatten. Menschen kooperieren im Internet, bieten sich gegenseitig Problemlösungen an und versuchen als Kollektiv die Untiefen zu umschiffen. Die Menschen werden im Kollektiv so immer besser darin, gemeinsam, viele – teilweise völlig sinnlose – Probleme zu lösen. Computer warten daneben geduldig und kontrollieren dann die erneute Eingabe oder Aktion, ob diese entspricht. Das ist keine Hilfe, das ist frustrierend und fördert nur den Ruf des „dummen“ Computers.

Computer könnten heute viel mehr. Sie könnten als Kollektiv voneinander lernen. Registrieren welche Probleme im Alltag immer wieder vorkommen. Feststellen, wo Hürden sind, die für Menschen schwierig zu bewältigen sind. Dort wo ein Arbeitsfluss stockt, könnte Unterstützung angeboten werden und die erforderlichen Informationen bereitgestellt werden.

Der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Absichten muss im Mittelpunkt stehen. Funktionsmaximierung ist ein Irrweg und ein Stolperstein, solange Funktionen nicht einwandfrei für jene Menschen benutzbar sind, die sie bedienen wollen oder müssen. Alleine die korrekte Benutzung der Funktionen zu kontrollieren, ist zu wenig. Menschen mit der unüberschaubaren Fülle an Funktionen und Möglichkeiten alleine zu lassen, wird ohne echte Unterstützung zunehmend immer schwieriger. Es braucht neue Bedienungskonzepte, die mehr helfen und weniger kontrollieren.

Über den Autor

Johannes Strodl

Johannes Strodl

Position

Ewig auf der Suche ist Johannes Strodl immer noch dabei herauszufinden, wer er ist. Im beruflichen Alltag bezeichnet er sich als Informatiker – schließlich sitzt er den lieben, langen Tag lang vor dem Computer und führt seit vielen Jahren begeistert IT-Projekte durch. In Wahrheit jedoch ist er vermutlich der kindlichen Warum-Phase nicht entwachsen und hat nie aufgehört neugierig zu sein. In der tiefen Überzeugung, dass alles in dieser Welt interessant ist und es unabdingbar ist, immerzu aufs Neue Fragen zu stellen, ist dieser Weblog wohl eine Mischung aus der Weitergabe jener Dinge, die sich auf dem Weg bereits entdecken ließen und einer Selbstfindung. Letztendlich sind die Rollen des Lernenden und des Lehrenden austauschbar und ununterscheidbar. Beruflich betreibt er eine eigene Website unter https://johannesstrodl.com.

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